Der Bezirk Wetzelsdorf
Der Name Wetzelsdorf weist auf einen Siedlungspionier namens Wezil hin. Viel älter als die erste urkundliche Nennung aus dem 12 Jh. sind Funde aus der keltisch dominierten Jüngeren Eisenzeit (La Téne). Im Hochmittelalter war es das hochfreie Geschlecht der Aribonen und dann das Stift Admont, die hier große Flächen besaßen. 1850 entstand die Gemeinde Eggenberg, die damals auch das Gebiet von Wetzelsdorf (Ortschaften: Wetzelsdorf, Krottendorf, Einöd) umfaßte. 1914 trennten sich die kommunalen Wege von Eggenberg und Wetzelsdorf. Die Bewohner von Wetzelsdorf, besonders aber einige ihrer einflußreichen Bürger, wollten den Eggenberger Weg zur Industrie- und Arbeitergemeinde nicht folgen, ihnen waren Landwirtschaft, Vorstadtvillen und Fremdenverkehr wichtiger. Die Villensiedlung, vornehm Cottage genannt, Sanatorien, wie jenes von Dr. v. Scarpatetti, und Gasthöfe prägten die Gemeinde. Großgasthöfe waren u. a. der Schmidbauer und der Kriegl, der auch ein Bad besaß. Aber auch Wetzelsdorf wurde in die allgemeine soziale und wirtschaftliche Entwicklung mit einbezogen. 1938 erfolgte die Eingemeindung nach Graz, der Großbezirk Graz-West wurde 1946 aufgelöst und die ehemalige Gemeinde unter ihrem Traditionsnamen zum XV. Stadtbezirk.
Seit 1901 fährt die Straßenbahn bis zur Grenze von Wetzelsdorf. Außerhalb von Graz war es leichter einen jüdischen Friedhof zu gründen, 1865 wurde er an der Wetzelsdorfer Straße geweiht. 1933 entstand in der Harterstraße der Waldfriedhof der evangelischen Kirche. Durch Jahrhunderte gehörte Wetzelsdorf zur Pfarre Straßgang. 1932 übernahm die Eggenberger Schutzengelpfarre einen Teil dieser Aufgabe, ab 1935 besaß auch Don Bosco hier Pfarrechte. Erst 1960 erhielt die Filialkirche Christkönig in Wetzelsdorfer das Pfarrrecht.
Mit der Gründung der Landwirtschaftsschule Grottenhof 1867 entstand für Wetzelsdorf eine wichtige Schule und gleichzeitig ein großer Betrieb. Damals hatte Wetzelsdorf rund 600 Bewohner, 1934 waren es knapp 2500. 1872 tauschte die Stadtgemeinde Graz das Gelände um den Feliferhof mit der Militärverwaltung und erhielt so den innerstädtischen Stadtpark. Die während der nationalsozialistische Zeit errichteten Kasernen wurden 1955 vom Österreichischen Bundesheer übernommen, es sind die Belgierkaserne und die Hummelkaserne. Die Holzhäuser-Siedlung in der Ekkehard-Hauer-Straße stammt aus der Zeit des II. Weltkriegs und steht heute unter Denkmalschutz. Der nahe Raiffeisenhof ist ein Tagungsort und Volksbildungsheim jungen Ursprungs. Als Ergebnis der Geschichtswerkstätte des Stadtmuseums erschien 1997 ein Berichtsheft über Wetzelsdorf.
Verfasser der Bezirkschronik Prof.Dr.Karel Kubinzky
Alte Bilder "Sammlung Kubinsky"
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